Europäische BIOservicES-Umfrage: Landwirte fordern klarere Politiken und echte Unterstützung für den Bodenschutz
Böden sind die Grundlage der landwirtschaftlichen Produktivität und der Gesundheit der Ökosysteme. Mit dieser Umfrage wollten wir verstehen, wie ihr tatsächlicher Wert von denjenigen wahrgenommen wird”
BONN, GERMANY, December 5, 2025 /EINPresswire.com/ -- Landwirte, Forstwirtschaft, Forschende und öffentliche Institutionen zeigen wachsendes Interesse, sehen aber auch erhebliche Herausforderungen bei der nachhaltigen Bewirtschaftung der europäischen Böden— Raul Zornoza
BIOservicES, ein durch das Horizon-Europe-Programm (101112374) finanziertes Projekt, veröffentlicht die Ergebnisse einer groß angelegten europäischen Umfrage, die die Wahrnehmung des Werts und der Bedeutung der Ökosystemleistungen des Bodens unter Landwirten, Forstwirten, Forschenden und öffentlichen Institutionen analysiert. Die Studie, die mithilfe eines eigens entwickelten Online-Fragebogens an jede Befragtengruppe angepasst wurde, liefert entscheidende Daten zum Verständnis von Unterschieden in Prioritäten, Wissen und Bedürfnissen im Hinblick auf das nachhaltige Bodenmanagement in Europa.
„Die erhobenen Daten sind entscheidend, um Maßnahmen zu entwickeln, die besser an die Bedürfnisse der verschiedenen Akteure angepasst sind, und um ein verantwortungsvolleres Bodenmanagement in Europa zu fördern“, sagt Raul Zornoza, Koordinator des BIOservicES-Projekts und Professor an der Technischen Universität Cartagena.
Unter Landwirten und Forstwirten ist die Vertrautheit mit den Ökosystemleistungen des Bodens hoch: 79 % der Befragten wissen, was diese Leistungen sind, und 95 % sind der Ansicht, dass sie positiv oder neutral zum wirtschaftlichen Wert ihrer Tätigkeit beitragen. Allerdings geben 71 % an, dass die Bodendegradation ihre Produktivität erheblich beeinträchtigt, und derselbe Prozentsatz stellt fest, dass Ökosystemleistungen die Ernteerträge direkt beeinflussen.
Von den Teilnehmenden genannte Beispiele umfassen Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung der Bodenfeuchtigkeit, den Verlust der Aggregatstruktur und einen Rückgang der mikrobiellen Biodiversität. Praktiken wie die Nutzung von Zwischen- bzw. Deckfrüchten werden von 63 % der Landwirte berichtet, Fruchtwechsel wird von 58 % angewandt und organische Düngung ebenfalls von 58 %. Nichtsdestotrotz sagen 47 %, dass sie nie eine Schulung oder Ressourcen zur Verbesserung des Bodenmanagements erhalten haben. Im Gegensatz dazu äußern 71 % den Wunsch, an Trainingsprogrammen zur Bodengesundheit teilzunehmen, und 68 % wünschen sich technische Unterstützung, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Die Umfrage unter Forschenden zeigt ein noch höheres Wissensniveau: 88 % geben an, mit den Ökosystemleistungen des Bodens vertraut zu sein. Fast alle Teilnehmenden, 91 %, sind der Ansicht, dass diese Leistungen einen erheblichen ökonomischen und ökologischen Wert haben. So betonen 88 % der Forschenden die entscheidende Rolle des Nährstoffkreislaufs, und 84 % heben die Bedeutung der Wasserregulierung im Boden hervor. Trotz dieses Wissens wird die Umsetzung nachhaltiger Lösungen durch mehrere Hindernisse erschwert: 61 % nennen fehlende Finanzierung, 43 % verweisen auf gesetzliche Hürden, und derselbe Anteil ist der Meinung, dass das geringe öffentliche Bewusstsein die breitflächige Anwendung guter Praktiken einschränkt.
„Ein wichtiges Ergebnis der Umfrage ist die Erkenntnis, dass Lösungen existieren, aber aufgrund mangelnder Ressourcen und administrativer Hürden nicht in großem Maßstab umgesetzt werden“, sagt Raul Zornoza. Er merkt an, dass die im Rahmen von BIOservicES entwickelten Werkzeuge den Wissenstransfer in die Praxis unterstützen sollen, insbesondere bei biologischen Bodenindikatoren, die schwer zu messen und zu verstehen sind.
In Bezug auf öffentliche Institutionen zeigt die Umfrage, dass 97 % der Befragten den ökonomischen Wert der Bodenökosystemleistungen anerkennen. Diese Anerkennung spiegelt sich jedoch nicht immer in der Stadtplanung wider: 62 % geben an, dass Ökosystemleistungen nicht systematisch in urbane Strategien integriert werden. Die Behörden konzentrieren sich vor allem auf Abfallmanagement, den Ausbau erneuerbarer Energien und Maßnahmen zur Energieeffizienz, doch der Boden wird noch nicht als zentrales Element nachhaltiger Planung betrachtet. Nur 9 % sind der Meinung, dass das Management von CO₂ und anderen Treibhausgasen im städtischen Umfeld wirksam ist, und die Beteiligung lokaler Gemeinschaften an umweltbezogenen Entscheidungen wird als gering wahrgenommen – lediglich 15 % bestätigen eine nennenswerte Mitwirkung.
Am 5. Dezember, dem Welttag des Bodens, würdigen wir die lebenswichtige Bedeutung des Bodens – einschließlich der Stadtböden – für die Gesundheit von Städten und Gemeinden. Das diesjährige Motto „Healthy Soils for Healthy Cities“ („Gesunde Böden für gesunde Städte“) macht deutlich, dass unter Asphalt, Gebäuden und Straßen der Boden ein zentrales Element bleibt: Er filtert Wasser, speichert Kohlenstoff, fördert die Biodiversität und reguliert das Stadtklima.
Die Ergebnisse der BIOservicES-Umfrage zeigen, dass Landwirte, Forstwirte, Forschende und öffentliche Institutionen in ganz Europa dasselbe fordern: Böden müssen jetzt geschützt werden. Zur Unterstützung dieser Vision führt BIOservicES direkte Forschungen an Stadtböden durch – im Rahmen von 25 über Europa verteilten Versuchsflächen, unter anderem in atlantischen (Spanien), kontinentalen (Deutschland) und mediterranen (Spanien) Regionen –, um wissenschaftliche Daten, Indikatoren und Entscheidungswerkzeuge bereitzustellen, die nachhaltige Managementpolitiken und -praktiken steuern können. Stadtböden sind kein „vergessenes Land“, sondern natürliche Infrastruktur: Sie müssen anerkannt, untersucht und geschützt werden.
BIOservicES wird die gewonnenen Daten nutzen, um praxisnahe Werkzeuge für Landwirte, öffentliche Institutionen und lokale Gemeinschaften zu entwickeln, um eine verantwortungsvolle Bodenbewirtschaftung in mehreren Pilotgebieten in Europa zu unterstützen und die Bodenbiodiversität effizient in Monitoringpläne zu integrieren.
„Die Umfrageergebnisse machen einen klaren und unmittelbaren Bedarf an Umweltbildungsprogrammen, an einfachen und robusten Werkzeugen zur Bodenüberwachung sowie an kohärenten öffentlichen Politiken für das Bodenmanagement deutlich. BIOservicES hat nicht nur das Ziel, Daten zu sammeln; das grundlegende Ziel des Projekts besteht darin, die Zusammenhänge zwischen mikrobiellen und tierischen Bodengemeinschaften, Landnutzungsarten, Bodenbewirtschaftung und den auf Feld- und Landschaftsebene erbrachten Ökosystemleistungen zu identifizieren. Darüber hinaus zielt BIOservicES darauf ab, neue Indikatoren, digitale Entscheidungsunterstützungswerkzeuge und Managementmodelle zu entwickeln, die adaptiv und klimaresilient sind. Ziel ist es, dass diese Werkzeuge tatsächlich im Feld einsetzbar sind – von Monitoring und Renaturierung bis hin zur Ausarbeitung von Empfehlungen für Politiken und Schutzstrategien. So fördert das Projekt nicht nur die Generierung wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern auch deren Umsetzung in konkrete Lösungen für ein nachhaltiges Management, bei dem die Bodenbiodiversität ein Schlüsselfaktor ist“, schließt Raul Zornoza.
Die Studienergebnisse zeigen eindeutig, dass Boden – unabhängig vom Expertisegrad oder Tätigkeitsfeld der Befragten – als strategische Ressource für Europa wahrgenommen wird. Die Aufrechterhaltung seiner Funktionen hängt jedoch von einer echten Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Forschenden, öffentlichen Behörden, lokalen Gemeinschaften und allen weiteren Stakeholdern ab. Die Umfragedaten weisen auf den Beginn einer gemeinsamen Anstrengung hin, bei der Wissen, Technologie und öffentliche Politik in Einklang gebracht werden müssen, um die Ökosystemleistungen der Böden zu schützen und zu stärken. In diesem Prozess übernimmt BIOservicES eine Schlüsselrolle, fördert den Dialog und stärkt die Verbindungen zwischen Praxis, Forschung und Entscheidungsfindung.
Die BIOservicES-Umfrage wurde zwischen März und Mai 2025 durchgeführt und umfasste drei Online-Fragebögen, jeweils einen für jede Zielgruppe: wissenschaftliche Forschende (in Bereichen wie Landwirtschaft, Bodenbiodiversität und Nachhaltigkeit), Landwirte und Forstwirte (Landwirtschaftsverbände, Behörden, die für Forstwirtschaft und deren Nutzung zuständig sind) sowie öffentliche Institutionen (kommunale Behörden, Gemeinden, Zuständige für Grünflächen, Parks, urbane Grünflächen, Gewässer sowie staatliche Stellen wie das Umweltministerium, das Ministerium für Nachhaltigkeit und das Entwicklungsministerium).
Die Erhebung basiert auf einer Stichprobe von 116 Befragten aus Ländern wie Spanien, Deutschland, Lettland und der Schweiz.
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Über BIOservicES
BIOservicES ist ein 60‑monatiges Forschungs- und Innovationsprojekt, das vom Horizon‑Europe‑Programm finanziert wird und den Zusammenhang zwischen Bodenorganismen und den vielfältigen Funktionen und Leistungen des Bodenökosystems untersucht. Ziel ist es, Werkzeuge und digitale Modelle zu entwickeln, mit denen maßgeschneiderte Bewirtschaftungspraktiken entworfen werden können, die die Resilienz stärken. Das Projekt vereint 22 Partner aus mehr als 11 Ländern. Es umfasst 25 Versuchsstationen mit sehr unterschiedlichen Bodengesundheitszuständen infolge verschiedener Bewirtschaftungspraktiken – von den Alpenregionen der Schweiz über die atlantischen und mediterranen Regionen Spaniens bis zu den kontinentalen Regionen Deutschlands und den borealen Regionen Lettlands – und deckt acht Bodentypen ab.
Am Projekt beteiligt sind Universitäten, Forschungsinstitute, öffentliche Behörden und landwirtschaftliche Organisationen aus mehreren europäischen Ländern. BIOservicES entwickelt digitale Werkzeuge, vereinfachte Monitoringmethoden und praxisnahe Lösungen für Flächennutzende, um den Übergang zu nachhaltigen und resilienten Bewirtschaftungspraktiken zu unterstützen. Das Projekt umfasst Felddemonstrationen in verschiedenen biogeografischen Regionen Europas und fördert den Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und lokalen Gemeinschaften, um den Zielen des europäischen Grünen Deals und dem langfristigen Schutz der europäischen Böden beizutragen.
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